Nach einem Wettbewerb, den der Architekt August Rucker ausgeschrieben hatte, wählte die Jury Johannes Krahn als verantwortlichen Architekten für den Bau der Maison Heinrich Heine aus. Krahn, bekannt für seine öffentlichen und religiösen Gebäude in Deutschland, spielte eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche, die 1948 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Bundestages eingeweiht wurde und heute als architektonisches Symbol der jungen Bundesrepublik gilt.

Geboren 1908 in Mainz, entwickelte Krahn schon früh eine Leidenschaft für Architektur. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung bei Dominikus Böhm in Köln, wo er sich intensiv mit den innovativen Strömungen der Sakralarchitektur auseinandersetzte. Rudolf Schwarz gehörte zu seinen prägenden Vorbildern. Während des Zweiten Weltkriegs wandte Krahn sich einem rationalen und puristischen Stil zu, der bewusst von den vom NS-Regime bevorzugten Normen abwich. Zwischen 1940 und 1945 arbeitete er in Paris und Berlin für den Architekten Herbert Rimpl, der an offiziellen Projekten beteiligt war. Nach dem Krieg machte sich Krahn als freier Architekt selbstständig.
Krahns Stil zeichnet sich durch eine Architektur der Transparenz und Leichtigkeit aus, geprägt von Materialien wie Glas, Beton und Stahl, inspiriert vom Bauhaus und von Le Corbusier. Für die Maison Heinrich Heine kombinierte Krahn Beton, Quadersteine und großzügige Glasflächen ohne Eckprofile, wodurch ein Eindruck von Offenheit und Leichtigkeit entsteht. Technische Raffinessen zeigen sich auch in Details wie trapezförmigen Treppenstufen und vorspringenden Balkonen.

Das Gebäude gliedert sich in drei symmetrische Baukörper. Der Mittelteil umfasst vier Stockwerke mit Studentenwohnungen – kleine Einzelzimmer von etwa 12 m², jeweils mit Balkon und Waschbecken, angeordnet um separate Flure. Ursprünglich waren die Wohneinheiten bis 1968 nach Geschlechtern getrennt, mit gemeinsamen Küchen und Sanitäranlagen. Im Erdgeschoss befinden sich die Verwaltung, die Direktion sowie vier Studios für Forschende und Gäste des Kulturprogramms.

Die seitlichen Flügel beherbergen den der Öffentlichkeit zugänglichen Bereich, darunter einen großen Konferenzsaal und eine vollständig verglaste Bibliothek, die den Haupteingang flankieren. Im Untergeschoss liegen drei Musikstudios, der Gemeinschaftsraum und die Cafeteria, die ursprünglich als Frühstücksraum für die Bewohner diente und heute allen zugänglich ist.
